Kassel

Keine 48 Stunden vor der endgültigen Befreiung begingen die Faschisten zwei brutale Massenverbrechen. Am 30. März 1945 (Karfreitag) führte die Gestapo unter der Verantwortung von Franz Marmon (Leiter der Sicherheitspolizei) aus dem Zuchthaus Wehlheiden zwölf Häftlinge der politischen Sonderabteilung auf den nahegelegenen Friedhof. Dort wurden sie ohne Urteil erschossen. Unter ihnen war der Kasseler Wolfgang Schönfeld, der wenige Wochen zuvor an der Ostfront desertiert und von der Polizei aufgegriffen worden war.
Amerikanische Soldaten auf Wilhelmshöher Allee, April 1945Am folgenden Tag ermordete die Sicherheitspolizei am Bahnhof Wilhelmshöhe 79 italienische Zwangsarbeiter, die beschuldigt wurden, einen Lebensmittelzug geplündert zu haben. Der Zug war am Vortag durch Bombenangriff beschädigt worden und deutsche Zivilisten und durchreisende Soldaten hatten die einen Großteil der Lebensmittel an sich genommen. Am Abend holten sich die Italiener, die in einem Bauzug untergebracht worden waren, die Reste – und wurden deshalb wegen Plünderung am 31. März 1945 auf dem Bahnhofsgelände erschossen. Deutsche Bauarbeiter mussten die Leichen in Bombentrichtern vergraben.
Am 1. April trafen die ersten amerikanischen Truppen in Kassel ein.

Zeitgeschichte in Hessen