Der 8. Mai 1945 dauerte etwa ein halbes Jahr. Er begann für die Aachener bereits am 21. Oktober 1944 und endete für die letzten am 23. Mai mit der Festnahme der Regierung Dönitz in Flensburg.
In diesem Zeitraum war für jeden, der sehen wollte, klar, dass das Deutsche Reich diesen von ihm selbst begonnen Krieg verlieren würde und dass der „Tag X“, der für jeden Ort ein anderer werden sollte, bevorstand. Alle beteiligten Kräfte und Personen trafen dafür Überlegungen und Vorkehrungen.
Verhandlungen, Übereinkünfte und Kompromisse würde es zumindest für die Nazi-Haupttäter nicht geben, dafür hatten sie selbst gesorgt. In der Konsequenz suchten sie mit allen Mitteln, die Niederlage abzuwenden oder wenigstens die Wiederholung eines „1918“ zu verhindern. Eine demokratische oder gar sozialistische Revolution wie am Ende des Ersten Weltkrieges sollte es auf gar keinen Fall geben. Das ist der tiefere Grund für die Orgie der Gewalt, mit der sie in den letzten Monaten, Wochen, Tagen und Stunden das noch unter ihrer Kontrolle befindliche Gebiet überzogen. „Kriegsendverbrechen“ an Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen, politischen Gegnern und Kapitulationswilligen gab es überall.
In den Gefängnissen und KZs war der „Tag X“ ohne Zweifel ein Tag der Befreiung. Doch die Täter sorgten dafür, dass viele diesen Tag gar nicht oder erst sehr spät erlebten.
Die deutschen Militärs waren in diese Verbrechen rettungslos verstrickt. Eine „anständige“ Handlung der Militärführung wäre gewesen, den aussichtslosen Kampf einzustellen. Das tat sie nicht. Hunderttausende mussten deshalb noch sterben, darunter viele noch im letzten Moment eingezogene deutsche Jugendliche.
In den Städten und Gemeinden gerieten Bürgermeister, Beamte, Pfarrer oder andere Honoratioren und auch lokal verantwortliche Militärs mit dem Näherrücken der Front unter Zugzwang. Sollten sie sich den Durchhalteparolen der NS-Funktionäre weiter fügen? Oder gab es die Möglichkeit, die weiße Fahne zu hissen, um wenigstens die Reste der oftmals zerbombten Städte zu sichern?
Den richtigen Moment abzupassen, an dem die einen schon weg und die anderen noch nicht da waren, war schwierig und lebensgefährlich.
Für die überlebenden Nazi-Gegner, sei es, dass sie im Geheimen überlebt hatten, oder aus den Lagern befreit wurden, stellte sich ebenfalls die Frage, wie es weitergehen sollte. Sie – häufig aus den Reihen der Arbeiterbewegung – verfassten Manifeste und Aufrufe für ein Deutschland und eine Welt, in der es für den Nazismus keinen Platz mehr geben sollte. Sie nahmen Kontakt mit den Alliierten auf und viele engagierten sich während oder direkt nach dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft für ihre unmittelbaren Nachbarn.
Für all dies bietet die Seite www.dasjahr1945.de anhand von kurzen Texten, weiterführenden Hinweisen, Fotos und Filmausschnitten Beispiele und Denkanregungen.