Flossenbürg

Flossenbürg ist ein kleines beschauliches Dorf im Oberpfälzer Wald. Dank seiner Granitvorkommen wurden dort ab Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Steinbrüche in Betrieb genommen. Flossenbürg entwickelte sich zu einem Arbeiterdorf. Gleichzeitig wurde der Ort als Ausflugsziel entdeckt.

Als man 1936/37 mit dem Bau von neuen Konzentrationslagern begann, entstanden zunächst die Konzentrationslager Sachsenhausen und Buchenwald. Die wirtschaftlichen Interessen der SS spielten bei der Wahl neuer Standorte eine immer größere Rolle. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden Granit und Burg zu den zentralen Standortfaktoren, die für Flossenbürg sprachen. Große Mengen des Flossenbürger Granits, der nur mit hohem Kraftaufwand manuell im Steinbruch zu gewinnen und zu bearbeiten ist, wurden von KZ-Häftlingen für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg abgebaut.

Von 1938 bis 1945 existierte in der Gemeinde das Konzentrationslager Flossenbürg mit mehr als 100.000 Gefangenen. Bekannte Persönlichkeiten des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus wie Wilhelm Canaris und Hans Oster wurden hier hingerichtet, der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer wurde 14 Tage vor der Befreiung des Lagers gehenkt.
Etwa 84.000 Männer und 16.000 Frauen aus über 30 Ländern wurden zwischen 1938 und 1945 im KZ Flossenbürg und seinen Außenlagern inhaftiert. 1943 wurde auch Flossenbürg zum Rüstungsstandort. Im Steinbruchgelände mussten nun Häftlinge Teile für das Jagdflugzeug Me 109 produzieren und montieren. Bei Kriegsende arbeiteten über 5.000 Häftlinge für Messerschmitt. Der Steinbruchbetrieb wurde nahezu eingestellt. Seine annähernd 90 Außenlager erstreckten sich von Würzburg bis Prag und vom nördlichen Sachsen bis nach Niederbayern.

Infolge der Räumung der Konzentrationslager Auschwitz, Groß-Rosen und Plaszow wurden erstmals seit 1942 tausende jüdische Häftlinge nach Flossenbürg verschleppt. Nach dem niedergeschlagenen Warschauer Aufstand kamen über 3.000 Polen hinzu.
Ende 1943 waren über 3.300 Häftlinge eingesperrt, ein Jahr später war ihre Zahl bereits auf über 8.000 gestiegen. Am 1. März 1945 waren 15.445 Men¬schen in Flossenbürg interniert.

Am 23. April 1945 erreichte die 90. Infanterie-Division der 3. US-Armee die Gemeinde und das Konzentrationslager und nahm sie kampflos ein. In den Wochen zuvor waren Häftlinge ermordet und die meisten Gefangenen mit Todesmärschen aus dem Lager gebracht worden.
Mit der Ankunft amerikanischer Einheiten hört das KZ Flossenbürg auf zu existieren. Die baulichen Überreste des Konzentrationslagers verloren ihre ursprüngliche Bestimmung. Was zurückblieb, war ein riesiges Gelände, auf dem sich Häftlingsbaracken, SS-Gebäude, Hinrichtungsstätten, ein Krematorium, Halden mit Asche und menschlichen Überresten befanden. Die US Army ordnete die Bestattung der nach der Befreiung verstorbenen Häftlinge im Ortskern von Flossenbürg an, eine der ersten humanitären Handlungen, um die im Lager umgekommenen Häftlinge zu ehren.
Das ehemalige Lagergelände wurde weiter genutzt. Die Häftlingsbaracken dienten nach 1945 als Behausungen für kriegsgefangene SS-Männer, polnische Displaced Persons, Flüchtlinge und Vertriebene. 1958 wurde ein Großteil des Areals bebaut. Ein gewerkschaftseigenes Unternehmen betrieb den KZ-Steinbruch weiter. Auf dem Appellplatz mit Häftlingsküche und Lagerwäscherei richtete sich ein Industriebetrieb ein.

Heute wird in Flossenbürg viel getan, um die Erinnerung an diese schlimme Zeit wach zu halten. Die Ausstellung „ Was bleibt – Nachwirkungen des Konzentrationslagers Flossenbürg“ zeigt sehr eindrucksvoll die Geschichte des Lagers, die Erinnerung der Häftlinge, wie nach dem Krieg die Bevölkerung des Ortes mit der Erinnerung umgegangen ist sowie Prozesse gegen die Täter.

KZ-Gedenkstätte Flossenbürg