Theresienstadt

Terezín ist eine im 18. Jahrhundert als Festung errichtete Stadt mit heute etwa 3.000 Einwohnern im Kreis Litoměřice, 60 km nördlich von Prag, Tschechien. Nach der Besetzung der Tschechoslowakei machten die Nationalsozialisten aus Terezín/Theresienstadt ein Konzentrationslager im von ihnen so genannten Protektorat Böhmen und Mähren: 1940 wurde zunächst in der Kleinen Festung ein Gestapo-Gefängnis eingerichtet, im November 1941 entstand in der Garnisonsstadt ein Sammel- und Durchgangslager, zunächst vor allem für die jüdische Bevölkerung, besonders Familien des besetzen Landes. Nach der Wannseekonferenz wurden in das Lager auch alte oder als prominent geltende Juden aus Deutschland und anderen besetzten europäischen Ländern deportiert. Das „Theresienstädter Konzentrationslager“ erfüllte vier Aufgaben: es war Gestapogefängnis, ein Transitlager auf dem Weg in die großen Vernichtungslager, es diente im Rahmen der Judenpolitik der Vernichtung von Menschen und – zeitweilig – der NS-Propaganda als angebliches Altersghetto.
Im Laufe des Krieges sind direkt in der Festung etwa 2.500 Menschen gestorben oder zu Tode gefoltert worden. Bis Ende des Krieges sind durch das Lager mehr als 160.000 Häftlinge gegangen, von denen hier 35.000 ums Leben gekommen sind. Über 88.000 Menschen wurden in 63 Transporten in die Vernichtungslager geschickt, zunächst nach Riga, von Oktober 1942 an vor allem nach Auschwitz-Birkenau. Von diesen 88.000 überlebten etwa 3.100. Im Lager befanden sich ca. 15.000 Kinder. Von den Kindern, die das Ghetto Theresienstadt durchliefen und in die Transporte kamen, überlebten etwa 150. Von ihnen sind noch Gedichte und Bilder aus dem Ghetto erhalten.
In Theresienstadt selbst wurden Cafés eingerichtet und die Kinderoper Brundibár des tschechischen Komponisten Hans Krása einstudiert und aufgeführt.
Über 20.000 Menschen verließen in den letzten Monaten des Jahres 1944 das Ghetto, 11.000 blieben zurück.
Im Februar 1945: Das Deutsche Reich brach unter den Schlägen der angreifenden alliierten Armeen zusammen. Das Leid der Ghettoinsassen war noch nicht zu Ende. Die Front rückte immer näher, alle erreichbaren Unterlagen, Akten, Schriftstücke, Transportlisten, Karteien usw. wurden auf Befehl der SS verbrannt. Am 15. April 1945 kamen Angehörige des Schwedischen Roten Kreuzes mit Omnibussen ins Ghetto und holten die dänischen Häftlinge ab .

Theresienstadt hörte in diesen Tagen auf, ein Ghetto für Juden zu sein, denn auch nichtjüdische Häftlinge trafen in großer Zahl im Lager ein. Viele der neuangekommenen Häftlinge litten an Krankheiten, an Flecktyphus. Da man sie nicht isolieren konnte, die hygienischen Bedingungen katastrophal waren, keine medizinische Hilfe vorhanden war, griff die Seuche schnell um sich. Es fehlte an Medikamenten, an medizinischem Personal. Nur wenig konnte für die Kranken getan werden. Aus den Ortschaften der näheren Umgebung setzte eine Welle der Hilfsbereitschaft ein. Die Bevölkerung von Litoměřice, Roudnice nad Labem, Usti nad Labem und Doksany halfen mit Medikamenten und Lebensmitteln.
Am 4. Mai kam eine Gruppe Prager Ärzte nach Theresienstadt. Sie ließ Entlausungsstationen und „Krankenhäuser“ einrichten, versuchte, die Kranken zu isolieren.
Vom 20. April bis 6. Mai 1945 kamen Tausenden von Häftlingen, die aus den östlichen Konzentrationslagern evakuiert worden sind, im Ghetto Theresienstadt an.
Versprengte Einheiten der Deutschen Wehrmacht zogen an der Stadt vorbei und schossen u.a. auch ins Lager. Noch am 2. Mai wurden auf Befehl der Gestapo in der Kleinen Festung 52 meist junge Männer hingerichtet, bevor die Wachmannschaft flüchtete.
Am späten Abend des 8. Mai 1945 befreite die Rote Armee Theresienstadt. Ende Mai begann dann die Entlassung der tschechischen, deutschen, slowakischen, holländischen, französischen, belgischen und österreichischen Häftlinge. Ende August war das Lager leer.
Am 26. Oktober 1945 wurde die Gemeinde Theresienstadt durch ein Dekret des Präsidenten der CSR erneuert. Im Laufe des Jahres 1946 begann die Wiederbesiedlung der Stadt und die Rückkehr der ehemaligen Bürger.