Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges richtete die Wehrmacht in Baracken am Rande des Truppenübungsplatzes Bergen ein Lager für belgische und französische Kriegsgefangene ein. Im Frühjahr 1941 wurde das Lagerareal erheblich vergrößert. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurden bis zum Herbst 1941 mehr als 21.000 Gefangene der Roten Armee an diesen Ort verschleppt. Allein im Zeitraum von Juli 1941 bis April 1942 starben 14.000 von ihnen vor allem an Hunger, Seuchen und Kälte. Als die Briten am 15. April 1945 eintrafen, waren insgesamt etwa 20.000 sowjetische Kriegsgefangene jämmerlich ums Leben gekommen.
Im April 1943 übernahm die SS den südlichen Teil des Lagergeländes als „Austauschlager“ für jüdische Häftlinge. Im Frühjahr 1944 entschied die SS, das Lagergelände auch für andere Zwecke und weitere Häftlingsgruppen zu nutzen.
Ab Anfang 1945 bekam Bergen-Belsen zusätzlich die Funktion eines Auffanglagers für Räumungstransporte. Am 1. Januar 1945 befanden sich dort 18.565 Häftlinge.
Durch die Transporte aus anderen KZs kamen weitere 85.300 Menschen hinzu, sodass durch die unvorstellbare Überbelegung ab Februar Bergen-Belsen zum „Sterbelager“ wurde; chronische Unterversorgung, eine Typhusepidemie, katastrophale sanitäre Bedingungen führten im Februar zum Tod von etwa 35 000 Häftlingen. Anfang April waren täglich zwischen 600 und 700 Todesfälle zu verzeichnen.
Als britische Truppen Bergen-Belsen am 15.April erreichten, fanden sie etwa 10 000 unbestattete Leichen und rund 55 000 größtenteils halb verhungerte, dem Sterben nahe Menschen vor.
Die damals 17-jährige Ukrainerin Nadezda Propopenko, die mit einem Transport aus Drütte nach Bergen-Belsen verschleppt worden war, erinnerte sich: „Was wir dort sahen, erschütterte uns so, dass es uns die Sprache verschlug. Ausgezehrte, dürre, entkräftete Menschen saßen bei den Barackenwänden, einige von ihnen krochen die Stufen hinauf, da ihnen die Kraft fehlte, aufzustehen. Überhaupt waren das keine Menschen, das waren nur noch Schatten. Im Lager herrschten Hunger, Krankheit und Tod. … Man gab uns nichts zu essen, für jedes Wort zuviel mussten wir schreckliche Prügel ertragen.“
Zu den Opfern zählt auch Annelies Marie „Anne“ Frank, geboren am 12. Juni 1929 in Frankfurt. Das jüdische Mädchen, das 1934 mit seinen Eltern in die Niederlande emigrierte um der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen, starb Anfang März 1945 in Bergen-Belsen. Zuvor hatte sie sich mit ihrer Familie in einem Hinterhaus in Amsterdam versteckt gehalten, wo sie ihre Erlebnisse und Gedanken in einem Tagebuch niederschrieb. Das nach dem Krieg von ihrem Vater Otto Frank veröffentlichte „Tagebuch der Anne Frank“ gilt als ein historisches Dokument aus der Zeit des Holocaust und die Autorin als Symbolfigur für alle Opfer der Vernichtungspolitik der Nazis.
Trotz intensiver Hilfsbemühungen der Briten starben noch einmal mehr als 13.000 Häftlinge in den ersten drei Monaten nach der Befreiung an den unmittelbaren Folgen der KZ-Haft und der Typhusepidemie.
Insgesamt 52.000 KZ-Häftlinge aus vielen Ländern Europas kamen im Lager um oder starben unmittelbar nach der Befreiung an den Folgen ihrer Haft.
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