Hannover

Mit rund drei Dutzend kriegswichtigen Produktionsstätten – an erster Stelle Continental, Varta und Hanomag – war Hannover ein Zentrum der Rüstungsindustrie. Die Produktion wurde durch ein Heer von Zwangsarbeiterinnen, Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen aufrechterhalten. Hinzu kamen mehrere tausend Häftlinge aus Neuengamme, die in einem Ring von 7 Außenlagern in der Region eingesperrt waren und unter grausamsten Bedingungen vernutzt wurden.
Am 5. April überquerten britische und amerikanische Truppen die Weser und erreichten am 6. April den Raum Hannover. Nun begingen SS und Gestapo die letzten Massenverbrechen zur Verhinderung der Befreiung ihrer Opfer und zur Verwischung der Spuren:
• Todesmärsche nach Bergen-Belsen für Häftlinge, die noch marschfähig erschienen.
• Mordaktionen aufgrund von „Todesurteilen“ in den Gestapo-Gefängnissen.
• Massenerschießungen.
Das größte Verbrechen dieser Art war die Massenerschießung von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern auf dem Seelhorster Friedhof am 6. April.
Am 10 April erreichten die ersten US-Panzer Hannover. Sie konnten in den KZ noch mehrere hundert kranke und schwache Häftlinge befreien. Ein Überlebender der Seelhorster Verbrechen informierte die Befreier. Am 2. Mai ließen die Alliierten die Toten aus den Massengräbern durch bekannte Hannoversche Faschisten exhumieren. 386 der Opfer, darunter alleine 170 Sowjetbürger wurden in einem Trauerzug zum Nordufer des Maschsees überführt und dort bestattet. Nach dem Entwurf des sowjetischen Bildhauers Nicolai Muchin-Kolada wurde im Oktober ein Ehrenmal errichtet. Als „Russendenkmal“ wurde es später mehrmals geschändet. Auch heute noch fehlt der Sowjetstern an dessen Spitze. Inzwischen hat aber die Jugend der IG Metall die Patenschaft für Mahnmal und Friedhof übernommen. Auch Schülerinnen und Schüler benachbarter Schulen beteiligen sich an der Pflege und Umgestaltung des Gräberfeldes. Alljährlich zum 8.Mai und zum 1. September finden Gedenkveranstaltungen statt.

 

2012-05-08 Hannover im Wort - Maschsee - copyright Projekt Erinnerungskultur 027a

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