Nach dem die Männer der SS-Wachmannschaft am 3. Mai 1945 aus dem KZ-Mauthausen geflüchtet waren, wurde die Wiener Feuerschutzpolizei mit der Bewachung der Häftlinge beauftragt. Das CIM (Comité International de Mauthausen) übernahm dann in den ersten Stunden der Befreiung am 5. Mai 1945 und in den Tagen danach die organisatorische Leitung des Lagers und versuchte bis zur Übergabe des Lagers an die US-Armee die wichtigsten Strukturen, wie die Küche u.ä. aufrecht zu erhalten. In den ersten Tagen nach der Befreiung entstanden weitere überparteiliche Komitees, die alle ihre Vertreter ins CIM entsandten.
Aus Anlass des Abmarsches der sowjetischen Häftlinge am 16.5.1945 aus Mauthausen erließ das CIM einen Appell, den Schwur von Mauthausen. Dieser Appell wurde von Vertretern der folgenden Nationen unterzeichnet: Albanien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Spanien, Tschechoslowakei, UdSSR und Ungarn.
„Der vieljährige Aufenthalt im Lager hat in uns das Verständnis für die Werte einer Verbrüderung der Völker vertieft. Treu diesen Idealen schwören wir, solidarisch und im gemeinsamen Einverständnis, den weiteren Kampf gegen den Imperialismus und nationale Verhetzung zu führen. So, wie die Welt durch die gemeinsame Anstrengung aller Völker von der Bedrohung durch die hitlerische Übermacht befreit wurde, so müssen wir diese erkämpfte Freiheit als das gemeinsame Gut aller Völker betrachten.
Der Friede und die Freiheit sind die Garantien des Glücks der Völker, und der Aufbau der Welt auf neuen Grundlagen sozialer und nationaler Gerechtigkeit ist der einzige Weg zur friedlichen Zusammenarbeit der Staaten und Völker. Wir wollen nach erlangter Freiheit und nach Erkämpfung der Freiheit unserer Nationen die internationale Solidarität des Lagers in unserem Gedächtnis bewahren und daraus die Lehren ziehen: Wir werden einen gemeinsamen Weg beschreiten, den Weg der unteilbaren Freiheit aller Völker, den Weg der gegenseitigen Achtung, den Weg der Zusammenarbeit am großen Werk des Aufbaus einer neuen, für alle gerechten, freien Welt.
Wir werden immer gedenken, mit welch großen blutigen Opfern aller Nationen diese neue Welt erkämpft wurde. Im Gedenken an das vergossene Blut aller Völker, im Gedenken an die Millionen, durch den Nazifaschismus ermordeten Brüder geloben wir, dass wir diesen Weg nie verlassen werden. Auf den sicheren Grundlagen internationaler Gemeinschaft wollen wir das schönste Denkmal, das wir den gefallenen Soldaten der Freiheit setzen können, errichten: DIE WELT DES FREIEN MENSCHEN. Wir wenden uns an die ganze Welt mit dem Ruf: Helft uns bei dieser Arbeit. Es lebe die internationale Solidarität! Es lebe die Freiheit!“