Elmshorner Antifaschisten, Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, die den Naziterror überlebt hatten, machten sich bereits vor der Befreiung Gedanken, wie es nach Krieg und Faschismus weiter gehen sollte. Der Sozialdemokrat Erich Arp hatte ein Programm für einen antifaschistisch-demokratischen Neuanfang niedergelegt.
Als nach der Befreiung Hamburgs durch die britische Armee durch Elmshorn eine neue Hauptkampflinie gebildet werden sollte, mobilisierten Elmshorner Antifaschisten den Widerstand gegen eine Fortsetzung von Zerstörung und Blutvergießen. Am Nachmittag des 3.Mai 1945 wurden Flugblätter verteilt, in denen ein „Übergabe-Ausschuss“ zum Hissen weißer Flaggen aufrief. Diesem Aufruf folgte ein großer Teil der Bevölkerung. In der Stadt stehende SS-Truppen schossen darauf hin auf die Fenster weißbeflaggter Häuser und rissen die Fahnen herunter. Allerdings nahm die Bevölkerung dies nicht mehr so hin. In einem Dokument vom Sommer 1945 heißt es: Die Bevölkerung war aber „bis aufs äußerste gereizt und zum Schluß machen entschlossen“ und „viele verteidigten aktiv ihre weißen Fahnen“.
In der Nacht zum 4. Mai stiegen Erich Arp und der Kommunist Arthur Geißler auf den Turm der Elmshorner Nikolaikirche und befestigten dort vier Bettlaken, die dann nicht mehr heruntergeholt wurden. Ein großes Transparent verkündete nunmehr: „Elmshorn ist freie Stadt.“ Noch am 4. Mai wurde ein bewaffneter „Antifaschistischer Ordnungsdienst“ gegründet.
Ein „Antifaschistischer Gewerkschaftsausschuss“ setzte dann mit Hilfe des Ordnungsdienstes an Stelle des abgesetzten NS-Bürgermeisters den Sozialdemokraten Heinrich Hausschildt als Bürgermeister ein und ernannte Arthur Geißler zum Polizeileiter. Führende Nazis der Stadt wurden festgesetzt.
Die Elmshorner Unternehmer wurden aufgerufen, ihren Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung zu leisten und mit den sich neu zu bildenden Betriebsräten und Gewerkschaften zusammenzuarbeiten, nachdem bereits das Führerprinzip in den Betrieben aufgehoben wurde.
Ein „Aufruf an die Arbeiter fremder Nationalität“ richtete sich an 2.100 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter mit der Bitte, Ruhe zu bewahren und beim demokratischen Aufbau mitzuarbeiten.
Eine Tafel vor der Kirche erinnert: „Dieser in Norddeutschland einmalige Vorgang der „Selbstbefreiung“ wurde in einer besonderen militärischen Situation durch das Zusammenwirken von Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaft unter spontaner Beteiligung der Bevölkerung möglich.“