Am 31. März hatte die 1. Französische Armee unter General Jean de Lattre de Tassigny den Rhein überquert. Der Befehlshaber der zur Verteidigung Karlsruhes aufgebotenen 257. Volksgrenadierdivision (VGD), General Ernst Linke, gab am 3. April den Befehl, sich auf die „Schwarzwaldrandstellung“ zurückzuziehen. Der Angriff auf das Stadtzentrum begann am 4. April um 6 Uhr. 3 Stunden später war Karlsruhe von den Nazis befreit. An diesem Tag waren 11 „Verteidiger“ und Zivilisten ums Leben gekommen, weil einzelne Nazis noch Schüsse abgaben. Die im Wehrmachtsbericht am 5. April gemeldeten „heftigen Straßenkämpfe in Karlsruhe“ hat es nicht gegeben. Die Einnahme der badischen Hauptstadt war für General de Gaulle eine Prestigefrage. Kurz nach der Befreiung kam er eigens zur Visite.
In der Nachkriegszeit wurde die kampflose Räumung legendenhaft als Verdienst von General Ernst Linke verklärt. Dessen Beweihräucherung als Held auf einer städtischen Erinnerungsveranstaltung am 50. Jahrestag der Befreiung 1995 führte zu einem Eklat. Tatsächlich hatte die gänzlich unterlegene 257. VGD nur die Alternativen Rückzug oder Vernichtung gehabt.