Abtnaundorf

Das Massaker im Leipziger Ortsteil Abtnaundorf war ein Endphaseverbrechen, bei dem am 18. April 1945 mindestens 80 KZ-Häftlinge des KZ-Außenlagers Leipzig-Thekla bei lebendigem Leib verbrannten oder erschossen worden.
Ca. 300 kranke Häftlinge befanden sich nach der am 13. April 1945 durchgeführten Räumung des KZ-Außenlagers Leipzig-Thekla noch im Standort. Viele von ihnen stammten aus dem Evakuierungstransport des Außenlagers Gassen des KZ Groß Rosen. Die zurückgelassenen marschunfähigen Häftlinge mussten am Mittag des 18. April 1945 auf Weisung von SS-Männern die Fensteröffnungen der KZ-Baracke abdunkeln und zunageln.
Diese Holzbaracke wurde mit Brandbeschleuniger übergossen und durch etwa zwölf SS-Angehörige und Volkssturmmänner u. a. mit Panzerfäusten sowie MGs beschossen. Gehunfähige kranke Häftlinge verbrannten auf ihren Strohsäcken. Aufgrund der starken Rauchentwicklung konnten viele Häftlinge aus dem Lager entweichen und überlebten. Etliche Häftlinge wurden aber bei dem Fluchtversuch erschossen und/oder starben als lebende Fackeln bei dem Versuch den Stacheldraht zu überwinden. Mindestens 80 Häftlinge verbrannten bei lebendigem Leib oder starben sofort oder später an Schussverletzungen und Verbrennungen. An diese Opfer erinnert ein 1958 errichteter Obelisk.
Die Film- und Fotodokumente der eintreffenden US-Armee dienten im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess als Beweismaterial für die Anklage.

Belower Wald

Ab dem 21. April 1945 trieb die SS etwa 30 000 ausgemergelte Häftlinge des KZ Sachsenhausen auf einem Todesmarsch in hohem Tempo in Richtung Nordwesten. Wer dieses Marschtempo mithalten konnte, wurde ermordet. Ab dem 23. April erreichten Häftlinge den Wald von Below wo eine Rast im nasskalten Wald angeordnet wurde. Mindestens 16.000 Häftlinge hatten hier im Freien bei Nachtfrost und ohne Verpflegung mehrere Nächte zu campieren. In der Nähe waren Frauen aus dem KZ Ravensbrück in Scheunen interniert. Am 26. April erschienen Vertreter des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) und verteilten Lebensmittelpakete. Ab dem 29. April wurden Häftlinge wieder zu Kolonnen formiert und weitergetrieben. Der letzte Trupp marschierte am 30. April 1945 ab, mindestens 6 Häftlinge wurden hier noch erschossen, bevor am 1. Mai 1945 die Roten Armee erschien. Die Marschkolonnen – die SS mordete weiter – erreichten am 3. Mai den Raum Parchim-Schwerin, wo sich die SS-Bewachung absetzte.

Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald

Breslau

Breslau, eine der größten deutschen Städte, Zentrum der Rüstungsproduktion und Hauptstadt der preußischen Provinz Schlesien, wurde am 16. Februar 1945 von der 6. Armee der 1. Ukrainischen Front der Roten Armee vollständig eingeschlossen. Gauleiter Karl Hanke und der Festungskommandant General der Infanterie Hermann Niehoff ließen Teile der zur Festung erklärten Stadt niederbrennen, um in den Ruinen Angriffe besser abwehren zu können. Die in der Stadt verbliebene Bevölkerung, fast 200.000 Zivilisten. Knaben ab 10, Mädchen und Frauen von 12 bis 70 Jahren wurden rigoros zu Schanzarbeiten eingesetzt. Trotz mehrfacher Aufrufe zur Kapitulation durch die Rote Armee kämpften die Wehrmachtseinheiten, etwa 50.000 Soldaten zu 50 % aus Volkssturmbataillonen bestehend, verbissen weiter. Am 6. Mai zerschlug die Rote Armee endgültig die in der Stadt befindlichen Wehrmachtstruppen. Gauleiter Hanke floh zuvor mit einem Flugzeug.

Bullenhuser Damm (Hamburg)

Am 20. April 1945, nachts, wurden im Keller der Schule am Bullenhuserdamm in Hamburg zwanzig jüdische Kinder im Alter zwischen 4 und 12 Jahren, gemeinsam mit ihren Betreuern, zwei französischen Ärzten und zwei holländischen Krankenpflegern, von SS–Leuten ermordet. Gleichzeitig wurden dort auch vierundzwanzig sowjetische Kriegsgefangene umgebracht.
Die Kinder waren Opfer von entsetzlichen medizinschen Versuchen im KZ Neugamme.

Schule am Bullenhuser Damm

Schule am Bullenhuser Damm

Die Engländer standen bereits vor Hamburg. Deshalb kam der Befehl aus Berlin, dass die Kinder und ihre Betreuer für immer verschwinden sollten. Die grausamen Taten sollten nicht entdeckt werden.
Für diese und andere Morde wurden 1946 in Hamburg die SS–Männer Jauch, Frahm, Speck, Dreimann und der KZ–Arzt Trzebinski von einem britischen Militärtribunal zum Tode verurteilt.
Ein Beteiligter, der SS–Obersturmführer Arnold Strippel, konnte fliehen. Zwar wurde er viel später, auf Druck der Angehörigen der Opfer, angeklagt. Sie warteten jedoch jahrelang vergeblich auf den Prozess. Das Gericht gewährte Strippel Verhandlungsunfähigkeit.

Dortmund – Rombergpark

9. Februar 1945: Verhaftungswelle beginnt in Dortmund
7. März 1945: Beginn der Exekutionen im Rombergpark und in der Bittermark (bis 12. April 1945), rund 300 deutsche und ausländische Personen werden ermordet.

Gisa Marschefski, Ehrenvorsitzende des Rombergparkkomitees, bei einer Kundgebung am Mahnmal Bittermark

Gisa Marschefski, Ehrenvorsitzende des Rombergparkkomitees, bei einer Kundgebung am Mahnmal Bittermark

16. März 1945: Das Arbeitserziehungslager auf dem Gelände des Dortmund-Hörder
Hüttenvereins wurde aufgelöst. Die Gefangenen wurden nach Bergen-Belsen gebracht, einige
wurden in der Bittermark erschossen.
12. April 1945: Letzte Exekution in Dortmund, und zwar am Eisenbahngelände beim
evangelischen Friedhof Hörde.
Bis Kriegsende: Unzählige Kriegsgefangene im Stalag VI D Westfalenhalle wurden schutzlos den Bombardements ausgesetzt, Tausende sterben.

Flensburg

Vom 3. bis zum 23. Mai 1945 war Flensburg der Sitz der letzten deutschen Reichsregierung unter Großadmiral Dönitz. Amtssitz war die Marineschule Mürwik, in der seit ihrer Gründung im Jahr 1910 bis heute Marineoffiziere ausgebildet werden.Flensburg Mürwik Dönitz, der die Marineschule bereits von seiner Offiziersausbildung her kannte, war von Hitler zu seinem Nachfolger als Reichspräsident und Oberbefehlshaber der Wehrmacht bestimmt worden. Flensburg als provisorische Reichshauptstadt und Schleswig-Holstein insgesamt wurden so neben der sogenannten Alpenfestung zum Zufluchtsort hunderter führender Repräsentanten des NS-Staats- und Machtapparates. Von hier aus wurden unter Großadmiral Dönitz die Verhandlungen um die Kapitulation eingeleitet, die am 8. Mai 1945 in Kraft trat.
Am 23. Mai 1945 wurde dann die letzte Reichsregierung durch britische Truppen verhaftet und ins Flensburger Polizeipräsidium überführt.
Das amerikanische Magazin „Time“ schreibt dazu: „Das Deutsche Reich starb an dem sonnigen Morgen des 23. Mai 1945 in der Nähe des Ostseehafens Flensburg.“
Zit. nach: „Auf den Spuren von Verfolgung und Widerstand 1933-1945 in Flensburg“, S. 18f., hrsg. von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, Kreisvereinigung Flensburg.

Gardelegen

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Gardelegen: IsenschnibberFeldscheune

Bei einem Massaker in einer Scheune bei Isenschnibbe bei Gardelegen wurden 1.017 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, darunter 63 jüdische Häftlinge, von NSDAP-Aktivisten wie Gerhard Thiele, Wilhelm Biermann und Arno Brake ermordet. Sie wurden in einer Scheune verbrannt oder auf der Flucht erschossen. Unter den Opfern waren auch Hunderte Zwangsarbeiter des Konzerns der Familie Quandt. (Lt. Bundesarchiv, zitiert in: Presseerklärung über die Ehrung von Biermann und Brake durch die Stadt Halle am 1.6.2003, VVN Sachsen-Anhalt). Später wurde berichtet: „Etwas außerhalb auf einer Anhöhe findet man die Überreste einer Scheune und ein Gräberfeld mit 1.016 Kreuzen. Hier wurden Häftlinge aus den Konzentrationslagern Hannover-Stöcken und Mittelbau-Dora im Harz am 13. April 1945 bei lebendigem Leib verbrannt. Nur einen Tag später rückten die US-Truppen an. Unter der amerikanischen Besatzung mussten die Einwohner von Gardelegen die Opfer des Massenmordes in Einzelgräbern bestatten. Zu den wenigen Überlebenden gehören vier französische Widerstandskämpfer. Lucien Amaro, Weinbauer in Südfrankreich, hat als Anarchist schon im spanischen Bürgerkrieg gekämpft. Lucien feiert zwei Mal im Jahr Geburtstag und organisiert Fotoausstellungen über KZ-Gedenkstätten. („antifa“, Hamburg-Seite, Febr./März 2005)

Lübecker Bucht

Am 3. Mai 1945 wurden in der Lübecker Bucht fast 7.000 KZ-Häftlinge aus den KZ Neuengamme und Fürstengrube (einem Nebenlager des KZ Auschwitz in Oberschlesien) getötet. Sie waren vor den anrückenden britischen Truppen von den SS-Wachmannschaften auf die Schiffe „Cap Arcona“, „Thielbek“ und einige kleinere Schiffe gepfercht worden. Als Folge von mangelhafter Ernährung und unzureichender hygienischer Zustände kam es zu einem Massensterben unter den Häftlingen. Die in den letzten Jahren des Krieges als Truppentransporter verwendeten Schiffe waren mit Bordwaffen versehen und nicht als Häftlings- bzw. Flüchtlingsschiffe gekennzeichnet.

Die brennende Cap Arcona kurz nach dem Angriff

Die brennende Cap Arcona kurz nach dem Angriff

Am 3. Mai 1945 griffen Jagdbomber der britischen Luftwaffe die in der Lübecker Bucht liegenden Schiffe an und versenkten die meisten von ihnen, da sie diese für Truppentransporter hielten und vermutete Absetzbewegungen der deutschen Truppen verhindern wollten. Nur etwa 400 Häftlinge konnten sich trotz des kalten Wassers und Beschusses der Wachmannschaften ans Ufer retten und überlebten.
Seit vielen Jahren gedenken alljährlich am 3. Mai Überlebende gemeinsam u.a. mit der Jüdischen Gemeinde Lübeck, dem DGB und vielen anderen AntifaschistInnen aus Hamburg und Schleswig-Holstein am Ehrenfriedhof in Neustadt (Ostholstein) der Opfer.220px-Neustad_Holstein_Cap_Arcona Hier befinden sich die Grabstätten von 621 getöteten Häftlingen und ein Ehrenmal, das an das Geschehen erinnern soll.
Historiker sind sich in der Bewertung der Vorgänge am 3. Mai 1945 nicht völlig einig. Die meisten von ihnen gehen ebenso wie die überlebenden Häftlinge von einer geplanten Massentötung der Häftlinge durch die SS aus.

 

 

Penzberg

Angesichts der drohenden Verwüstung der oberbayerischen Bergwerksstadt Penzberg hatten Antifaschisten die Verwaltung übernommen, um die Stadt kampflos zu übergeben. Wehrmacht, SS und Werwölfe gingen gegen die Antifaschisten vor und ermorden zunächst sieben Bürger, dann noch neun weitere. (Siehe Peter Brunner „Der Judas-Tag“, Berlin 2002.) Dies geschah auf Befehl des Gauleiters Paul Giesler, der – entgegen anders lautender Informationen – noch nicht abgesetzt war. Die Penzberger Antifaschisten hatten Radiomeldungen über einen Aufstand in München geglaubt.

Gedenkkarte

Gedenkkarte

In einem Prozess gegen die Täter um Oberstleutnant Berthold Ohm stellte das Landgericht später im Freispruch fest, es sei dem Angeklagten nicht nachzuweisen gewesen, dass er die verbrecherischen Absichten des Gauleiter-Befehls erkannt habe. Zur Unterstützung hatte Gauleiter Giesler auch noch den Schriftsteller Hans Zöberlein („Der Glaube an Deutschland“) nach Penzberg beordert. Zöberleins Leute holten noch einmal sieben „unzuverlässige“ Männer und zwei Frauen, von denen eine schwanger war, aus ihren Betten und hängten sie an Bäumen und Balkonen auf oder streckten sie durch Schüsse nieder.